Tipps und Tricks

Die Bedeutung von Sympathie und Antipathie in der Fotografie von Menschen – Teil 2

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Sympathie und Antipathie in der Fotografie: Worauf solltest Du achten.

Vielen Dank für die ehrliche und offene Teilnahme an dem Experiment in der letzten Woche.

Folgender theoretischer Gedanke steckt hinter dem Experiment:

  • Wenn Dir jemand sympathisch erscheint, dann hat diese Person etwas, was Du auch hast. Diese Etwas siehst Du allerdings lieber an Dir, als bei der anderen Person.
  • Wenn Dir jemand unsympathisch ist, dann hat diese Person etwas, was Du auch hast. Diese Etwas siehst Du allerdings lieber bei der anderen Person, als bei Dir selber.
  • Du siehst Dich in Bezug auf Sympathie und Antipathie quasi im Spiegel. Menschen, dir Dir begegnen sind Projektionsflächen für eigene Besonderheiten.

Jetzt nimm mal Deine Anmerkungen der letzten Woche und überprüfe, ob das vielleicht auch für Dich zutreffen könnte.

Dieses theoretische Konstrukt hat natürlich keinen Anspruch auf Wahrheit. Es ist aber ein Anhaltspunkt, für eine Auseinandersetzung mit der eigenen (!) Person in einem professionellen Kontext. Und genau diese Auseinandersetzung ist ein wichtiger Punkt, wenn man Menschen begegnet und sie natürlich fotografieren möchte.

Warum ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Person wichtig?

  • Gerade weil diese starken Empfindungen etwas mit Dir selber zu tun haben können, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie Dich von wichtigen anderen Dingen ablenken.
  • Und in Bezug auf einen Beziehungsaufbau gilt: Du bist in einer zwischenmenschlichen Beziehung eher in der Lage, etwas an Dir selber zu verändern, als an Deinem Gegenüber. Und das hat für den Kontakt mit Menschen, die Du ablichten möchtest, eine große Bedeutung.

Das Sympathieproblem mal etwas praktischer erläutert

Die wenigsten hätten letzte Woche gedacht, dass eine sympathische Begegnung für einen fotografischen Kontakt ein Problem sein könnte. Da Sympathie eine Beziehung eher fördert, sollte man sie in den meisten Fällen auch begrüßen. Jedoch glaube ich, dass auch die Sympathie von wichtigen Aspekten ablenken kann.

Du findest einen Kunden sympathisch, weil Dich seine Offenheit begeistert. Die Offenheit ist natürlich Dein ganz persönliches Thema. Du stürzt Dich als Fotograf auf diese Offenheit machst sie zum (eigenen!) Thema. Der Kunde ist jedoch vielmehr von seinem eigenen Status angetan, den er mit der letzten Beförderung erlangt hat und möchte diesen fotografisch fixiert haben.

Das Antipathieproblem mal etwas praktischer erläutert

Da Antipathie einer zwischenmenschlichen Beziehung nicht unbedingt dienlich ist, solltest Du Dich mit dieser Empfindung besonders gut auseinandersetzen. Wie Du vielleicht anhand des Experimentes erfahren hast, ist es möglich, dass Du mit dem unsympathischen Kunden mehr gemein hast, als es Dir lieb ist. Und das kann Dir wiederum helfen, einen persönlichen Zugang zu diesem Kunden zu finden, auch bzw. vielleicht gerade, weil er Dir unsympathisch ist.

Antipathien solltest Du professionell begegnen, wenn Du mit der Fotografie Dein Geld verdienen möchtest. Der Kunde hat ein Recht auf diese Professionalität. Natürlich solltest Du auch Deine persönlichen Grenzen erkennen und achten.

So könnte es z.B. sein, dass Du den Körper einer Person nach Deinen Wertmaßstäben unschön geformt findest. Der Kunde aber seinen Körper schön findet und genau diese Schönheit abgelichtet haben möchte.

Sympathien und Antipathien in der Fotografie: Wie gehst Du damit am besten um?

Sympathien aber auch Antipathien sind für Dich starke persönliche Empfindungen, die nicht zwangsweise mit den Empfindungen eines Kunden im Zusammenhang stehen. Diese Empfindungen haben eher etwas mit Dir selber zu tun. Sie werden einem Kunden nicht unbedingt gerecht.

Die Auseinandersetzung mit diesen beiden Dipolen finde ich ausgesprochen spannend, weil ich etwas über mich selber erfahren kann, denn:

Persönliches Wachstum steht in einem engen Zusammenhang zu einem fotografischen Wachstum.

Meine feste Überzeugung ist, dass man sich weder von Antipathien oder Sympathien ablenken lassen sollte. Menschen haben zudem feine Antennen für Antipathien und werden eher dicht machen, wenn Sie solchen Empfindungen begegnen. Vielmehr sollte man dem Menschen neugierig, vertrauensvoll und wertschätzend begegnen. Wertschätzung ist der Königsweg für eine professionelle Beziehung zwischen Fotograf und der zu fotografierenden Person. Und Wertschätzung kann ich nur erlangen, wenn ich mit mir selber im Reinen bin bzw. weiß, warum in mir Sympathien und Antipathien entstehen.

Wenn Du jetzt über Deine Erfahrungen mit diesem Experiment etwas berichten möchtest, dann melde Dich bitte wieder mit dem Pseudonym der letzten Woche an. Kommentare und Rückmeldungen, die m.E. nach Rückschlüsse auf Personen zulassen, werde ich nicht freigeben.




3 Comments

  1. 2009/12/15 at 16:26

    marta

    Antworten

    …ja, da stimme ich Dir zu: ‘nicht kompatibel’…, jedoch sehr sehr erhellend. Ich bin überrascht und freue mich, dass psychologische Prozesse auch unter FotografInnen (mal mehr, mal weniger) ein Thema sind… Danke! :o)

  2. 2009/12/14 at 19:57

    Barbara

    Antworten

    sehr spannend und nicht nur für die fotografie umsetzbar, sondern auch in der arbeitswelt im allgemeinen sehr hilfreich.
    vielen dank für das experiment.

    1. Benutzer-Avatar
      2009/12/14 at 23:17

      Olaf Bathke

      Antworten

      @Barbara: Ich hoffe, Du bist nicht nur die einzige, die da so drüber denkt. Vermutlich war dieses Experiment nicht kompatibel mit der üblichen Fotografenwelt… 🙂

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