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Copyright Konflikt: Zufall, Anregung oder Plagiat?

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Gegenwärtig kannst Du Zeuge einer interessanten Diskussion zum Thema Copyright sein.

Der kanadische Fotograf David Burdney wird öffentlich beschuldigt, Fotos kopiert zu haben. Der Fotograf Sze Tsung Leong konfrontierte ihn damit, dass eine ganze Reihe von seinen Fotos eine beeindruckende Ähnlichkeit aufweisen, wie die von Sze Tsung Leongschen Serie “Horizons“. Interessanterweise hat David Burdney die Fotos meistens einige Zeit nach Sze Tsung Leong gemacht.

Am besten ist, Du schaust Dir die Ähnlichkeiten zunächst mal hier an: Copy cat or not I

Beim näheren Betrachten drängt sich einem natürlich das Gefühl auf: Da ist Einer Einem mit System hinterhergereist.

Bild-2Quelle: PDNPulse.com

David Burdney wird zudem vorgeworfen, dass er bei einer Ausstellung seine Arbeiten in identischer Art gehängt hat wie Sze Tsung Leong.

Auf die Idee muss man erst einmal kommen

PDNPulse zeigt sehr schön auf, wie die Fotos in beiden Ausstellungen in nahezu identischer Weise entlang eines Horizontes gehängt wurden:

Bild-1Quelle: PDNPulse.com

David Burdney äußerte sich in einem Telefoninterview, dass er in seinen Handeln keine Copyrightverletzungen sähe. Er erklärte die Ähnlichkeit damit, dass er Objekte an Touristen- Attraktionen abgelichtet habe, wo auch viele andere ihre Fotos machen würde. Da sähen Fotos schon mal ähnlich aus. Die Fotos hätten allerdings unterschiedliche Bildwirkungen und Tonwerte.

David Burdeny machte zudem auf andere Fotografen aufmerksam, die in vergleichbarer Art und Weise Fotografien erstellt haben, die sich ähnlich sind, wo sich die Frage einer Copyrightsverletzung in gleicher Weise aufdränge.

“There are bigger fish to fry than me…”

David Burdeny meine auch noch andere Fotografen zu kennen, die ähnliche Reisegewohnheiten zu haben scheinen.

Und jetzt solltest Du Dir mal kurz die Beispiele ansehen, die David Burdeny mit ins Spiel gebracht hat(weiter unten): copycat or not II

Kleinkindliches Verhalten

Ein bisschen erinnert mich die Reaktion von David Burdney an kleinkindliches Verhalten, wo Kinder keine Schuld eingestehen wollen, sondern lieber mit dem Zeigefinger auf andere zeigen.

Tatsächlich haben seine Aussagen aber einen Wahrheitsgehalt. Ob es nun beabsichtigt ist oder nicht, er macht auf eine interessante Entwicklung aufmerksam.

Es wäre zu einfach David Burdeny einen Raubkopierer zu nennen.

Mitbewerber beobachten sich genau. Das kenne ich nicht nur aus der Landschaftsfotografie, sondern auch aus der Hochzeitsfotografie. Es spricht sich schnell herum, wer was macht und natürlich wird kopiert, nicht nur das Bild, auch der Text unter dem Bild, bis hin zum kompletten Webdesign.

Solche Entwicklungen beobachte ich schon eine ganze Zeit. Ich würde das Ganze eher einen Trend nennen, der von folgenden Faktoren beeinflusst ist:

  • Die Menschen glauben, im Netz unter dem Schutzschild von Anonymität handeln zu können. (Ich hoffe meine Leser wissen, dass das ein Irrtum ist!?)
  • Tatsächlich können im Zeitalter der allgegenwärtigen Erreichbarkeit von Bildern Plagiate schneller auffallen als früher.
  • Zudem hat das Publikum ein Bedürfnis nach dem Bekannten. Wer Fotos verkaufen möchte, der sollte dies berücksichtigen. Neues macht Angst und schreckt schnell ab.
  • Das Bekannte ist vor allen Dingen in der Reisefotografie kalkulierbar. Das Unbekannte meist zeitaufwändiger und kostspieliger, sich zu erarbeiten.
  • Kopieren ist Volksport, mittlerweile auch schon politische Disziplin, ja fast schon demokratiefähig geworden: Besonders in Fotoforen ist es quasi im pawlofschen Sinne antrainiert, so dass Galerie- und Sternchenfotos von Fotojüngern selbstverständlich, ja, fast schon automatisch kopiert werden.

Im professionellen Bereich ist das Einzelbild nicht unbedingt entscheidend, vielmehr ist es das Gesamtkunstwerk, das einen Künstler ausmacht. Und wer sich von seinen Mitbewerbern nicht hinreichend in der Öffentlichkeit abhebt, der hat entweder ein Problem oder vielleicht sogar großes Glück. Wie sagt noch unser aktueller Außenminister: „Schlechte Presse macht mir keine Sorgen, Sorgen sollten sich nur diejenigen machen, die keine schlechte Presse haben!“

Recht oder Unrecht sollten Anwälte ausloten.

Vielleicht benötigt die Fotografie ein ähnliches Modell, wie die Musik. Da nennt man so etwas offen und ehrlich Cover- Version. Und es gibt Musiker, die damit eine Menge Erfolg haben, ohne dem Urheber die Anerkennung zu rauben.

So, jetzt mal ehrlich: Hast Du schon mal versucht, ein gutes Foto von einem anderen Fotografen zu kopieren?

Links zum Artikel: Link 1, link 2




36 Comments

  1. Pingback: Zwischen Plagiat und Ähnlichkeit – Grenzgänge des Motivschutzes

  2. 2011/12/10 at 16:48

    Philipp Mezger

    Antworten

    Ich habe heute in meinem Blog auf deinen, ja schon älteren, Artikel verwiesen:

    http://linsengericht.wordpress.com/2011/12/10/jahresruckblick-2011-februar/

    Liebe Grüße,

    Philipp

    1. Benutzer-Avatar
      2011/12/10 at 17:02

      Olaf Bathke

      Antworten

      Hallo Phillip, es freut mich, dass auch noch alte Artikel Aufmerksamkeit erregen.

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