Gastbeiträge

Nordlicht Teil 2 -Polarlichter fotografieren

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Gaby Reichert hat die Fortsetzung zu Nordlicht Teil 1 -Polarlichter fotografieren geschafft.Vielen Dank auch im Namen der Leserschaft. Über weitere Angebote an Gastartikel die meine Leser/innen wirklich weiter bringen, freue ich mich sehr.

Ich wünsche Gaby und ihrer Familie weiterhin eine schöne Reise in Frankreich. Wer sich über weitere Statusmeldungen der aktuellen Frankreichreise von Gaby&Co informieren möchte, der besuche einfach ihren Blog.

Nun übergebe ich an Gaby Reichert:

Nachdem wir im ersten Teil das Wo und Wann der Nordlichtbeobachtung besprochen haben,kommen wir jetzt zum Wie der Nordlichtfotografie.

Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, das unsere Nordlichtaufnahmen nicht digital manipuliert sind. Qualitativ hochwertige Bilder entstehen größtenteils bei der Aufnahme. Perfekte Beherrschung der Kamera-Technik und fundierte Kenntnis des Zusammenspiels von Zeit, Blende, Kontrastumfang, Empfindlichkeit, Messmethoden, Kameraverhalten bei langen Belichtungszeiten und Rauschverhalten sind essentiell. Die Nachbearbeitung beschränkt sich dann nur noch auf die Feinjustierung von Basisparametern.

Da fotografiert man Polarlichter

Im März besuchte ich das Fischerörtchen Stö auf den Vesteralen, um es einmal wirklich als Fischerörtchen zu erleben, mit allen Aktivitäten rund um die Langleinenfischerei, der Ankunft der Vögel, und mit etwas Glück auch das Nordlicht. Meine Mutter und mein Ältester Sohn begleiteten mich auf dieser Reise in den Schnee. Bereits während der Fahrt mit dem Mietwagen mit Umweg über die Lofoten, waren alle Sorgen des Alltags wie weggeblasen, sprachlose Begeisterung hatte uns ergriffen. Die Schneedecke versetzte das ohnehin schon wunderschöne Land der Berge, Seen und Fjorde in einen klaren, urtümlich unber?hrten Zustand, in dem die Spuren der Menschen wie weggewischt schienen.

Schon am ersten Abend auf den Versteralen vermeinte ich einen grünlichen Schimmer am Himmel wahrzunehmen, was uns dazu bewegte, die warmen Sachen überzuziehen und im halbmondbeschienenen, leuchtenden Schnee vom beleuchteten Hafen Richtung offenes Meer zu ziehen. Obwohl einige große Wolken tief am Horizont hingen, sah man darüber die Sterne.

Schon bevor die Aurora Borealis mit bloßem Auge erkennbar ist, sieht man sie nach einer Probeaufnahme auf dem Display der Kamera. Wir fanden den besten Standort und waren bereit, als es schließlich hinter den Wolken stärker zu leuchten begann, die Meeresoberfläche das Himmelsgrün reflektierte und die dunklen Wolken samt schneebedeckten Felsen als Kontrast dazwischen lagen.

Als schließlich der ganze Himmel von grünen Lichtwellen überrannt wurde, war mein Sohn so begeistert, dass er sich rücklings in den Schnee fallen ließ, um so den Himmel in seiner ganzen Pracht über sich im Sichtfeld zu haben. Meine Mutter wurde von Ehrfurcht ergriffen ganz still, so glücklich vereint mit der Natur f?hlt man  nicht oft.

Die dringlichste Frage für Fotografen in diesem Moment ist: “Wie kann ich dieses Erlebnis festhalten und mit nach Hause nehmen, um meine Familie und Freunde in Deutschland zu erfreuen?” Ich weiß, es ist unmöglich, dies in der ganzen Pracht zeigen zu wollen, nichts geht über das aktuelle Erleben. Dennoch begann ich, fotografisch festzuhalten, was da über den Himmel rannte.

Wie fotografiert man Polarlichter

Ich nutzte auf dieser Reise meine digitale Spiegelreflexkamera, eine Canon 5D. Ein großer Vorteil der digitalen SLR ist es, die Empfindlichkeit nach Bedarf verstellen zu können. So hat man die Möglichkeit, je nach Heftigkeit der Bewegung oder Helligkeit des Nordlichts, die Belichtungszeit zu verlängern oder zu verkürzen. Fotografiert man im RAW-Format, was ich sehr empfehle, kann man den Weißabgleich besser steuern, als es mit JPEGs möglich wäre. Zudem hat man durch das Display im Zusammenspiel mit dem Histogramm eine direkte Kontrolle des aufgenommenen Bildes und kann entsprechend nachkorrigieren.

Das wichtigste Hilfsmittel ist neben der Kamera ein stabiles Stativ. Im Zusammenhang mit einem Kabelauslöser erzielt man die besten Ergebnisse bezüglich der Schärfe. Man muß darauf achten, im Schnee einen guten Stand f?r das Stativ zu finden, sonst sinkt es während der Belichtung langsam ein, oder schwimmt im Tiefschnee obenauf. Ich hatte zwei verschiedene Objektive im Einsatz, ein 2.8/28-75 mm und ein 4.0/17-40 mm, je nachdem, wie viel Vordergrund ich in die Aufnahme mit reinbringen wollte und wie weit sich das Nordlicht über das Firmament erstreckte. Es ist von Vorteil, ein lichtstarkes Objektiv zu benutzen, eine weitgeöffnete Blende bildet mehr Sterne ab und läßt eine geringere ISO-Zahl zu, was geringeres Rauschen zur Folge hat.  Der Autofokus funktioniert in der Dunkelheit nicht, man stellt manuell auf unendlich.

War das Nordlicht sehr aktiv, belichtete ich durch Anpassung der ISO von 500-1600 im Bereich von 6-20 Sekunden, bei offener Blende. Je nach Kamera muss man bei Belichtungszeiten von bis zu 30 Sekunden noch nicht in den B-Modus gehen, sondern kann mit Hilfe der Zeitautomatik belichten. Je nach Kameramodell und Messmodus kann substantielle Belichtungskorrektur nötig sein. Die Kontrolle des Histogramms hilft im Bezug auf die Korrekturen der Belichtung in der jeweiligen Situation. War das Nordlicht einmal schwächer und war weniger Bewegung drin, belichtete ich auch wesentlich länger. Bei Belichtungszeiten von mehr als 30 Sekunden kann es aber passieren, dass das Nordlicht wegen seiner Bewegung verwischt und überbelichtet wird.

Zu Problemen kann es auch kommen, wenn Ortschaften mit abgebildet werden. Ich habe in diesem Fall Belichtungsreihen gemacht, bis zu minus 2 Blenden belichtet und die Bilder dann zusammengesetzt. Das Nordlicht bekommt eine kürzere Belichtungszeit als die angestrahlte Ortschaft. Hier sind auch die HDR-Funktionen der Bearbeitungssoftware recht hilfreich.

Hat man einen zufriedenstellenden Bildausschnitt für die Aufnahmen gefunden, sollte man darüber nachdenken, Serienaufnahmen anzufertigen. Ob diese später als Zeitraffersequenz oder als Überblendshow arrangiert werden, ist Geschmackssache. In jedem Fall ist das Ergebnis absolut sehenswert und bestens geeignet, bei den Betrachtern Verlangen nach dem Live-Erlebnis zu wecken.




14 Comments

  1. 2011/09/22 at 16:18

    Karuna

    Antworten

    Einfach WOW!

  2. 2011/09/13 at 21:00

    Paleica

    Antworten

    wow, von den bildern bin ich total beeindruckt. diese farben sind sooo toll. irgendwann einmal möchte ich nordlichter live sehen – und natürlich auch fotografieren!!

  3. 2011/07/12 at 17:05

    Chris

    Antworten

    Wunderschöne Fotos. Diese Farben! Einfach Unglaublich!

  4. Pingback: fotocommunity GmbH

  5. 2011/05/31 at 18:32

    Jen

    Antworten

    hammer, einfach nur genial!! wunderschön diese farben!!

  6. Pingback: Fotografie Halle

  7. Pingback: Michael

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  9. Pingback: Bernd Limbach

  10. Pingback: Tom!

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  12. Pingback: Uwe Skrzypczak

  13. 2011/05/25 at 19:24

    Bernd Limbach

    Antworten

    Sehr schön, auf den zweiten Teil schon länger gewartet. Fehlt noch die Umsetzung. Interessant auch die Erwähnung von HDR. Praktischer Einsatz dieser Technik.

  14. Pingback: OlafBathke

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