Redaktionspause im Blog: Es ist Sommer

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Aufgrund akuter Einbindung mit Arbeit macht dieser Blog eine Sommerpause.

Im August geht es weiter mit zahlreichen spannenden Themen und Projekten rund um das Thema Fotografie und meine Arbeit. Ich habe da noch Einiges in der Warteschleife und Interessantes in Kopf. Lasst Euch überraschen.

Sehr wahrscheinlich könnt Ihr in den nächsten Wochen von mir auf Twitter lesen. ->

Bitte beachtet, dass ich in der Sommerpause nicht auf Eure Kommentare reagieren kann. Dies gilt insbesondere für die Einträge im Twitterverzeichnis für Fotografen. Das Twitterverzeichnis für Fotografen wird erst im August auf den aktuellen Stand gebracht. Ich bitte Euch um Geduld.

Thies wird immer mal wieder die Kommentare freischalten.

Hoffentlich wird der Sommer so toll, dass Ihr nicht so viel vor dem Computer herumlungern müßt… 😉

Lasst es Euch gut gehen.

Die „Point and Click Technik“ oder „Oh, da ist ein….!“

Fotos von Eichhörnchen

Die Wortschöpfung stammt von mir:

Point and Click- Technik

Sie beschreibt ein bestimmtes fotografisches Vorgehen.

Das Prinzip der „Point and Click- Technik“ ist einfach. Der Fotograf zeigt begeistert mit seinem Zeigefinger auf das Objekt seiner Begierde, zielt mit der Kamera und drückt ab.

Wertfrei betrachtet handelt es sich bei der „Point and Click- Technik“ um ein simples fotografisches Vorgehen.

Auch ich gehe manchmal so vor. Schaut euch mal das Foto von dem Eichhörnchen oben an.

Die meisten werden bei der Betrachtung dieses Fotos sagen:

„Oh, ein Eichhörnchen!“

Der eine oder andere würde vielleicht ausführlicher empfinden:

„Oh, das ist aber ein niedliches Eichhörnchen!“

Die wenigsten Betrachter werden wohl philosophisch urteilen:

„Oh, da sehe ich das personifizierte Gute! Es kann keinem Wesen etwas zu Leide tun!“

Oder vielleicht gesellschaftskritisch:

„Oh, ich sehe einen Kulturfolger, der sich nicht mehr angemessen in der Natur mit Nahrung versorgen kann und sich leider in einem Tierpark durchfüttern muss!“

Die beiden letzten Urteile werden vor allen Dingen deshalb keine Chance haben, weil ich bei dem Machen dieses Fotos auch nur gedacht habe:

„Oh, da ist ein Eichhörnchen!“

Genau so ein Foto wollte ich für meinen Sohn machen, als wir das erste Mal im Tierpark Hagenbeck waren. Mein Sohn bekam dieses Foto in sein Fotoalbum gesteckt und dort erfüllt es bis heute seinen Zweck. Ich kann es meinem Sohn zeigen und ihm erklären:

„Das ist ein Eichhörnchen!“

So ein Vorgehen hat eine Daseinberechtigung, wenn das Ergebnis entsprechend beabsichtigt ist. Die Ergebnisse solches fotografischen Vorgehens treffen wir überall: In der dokumentarischen Fotografie, in der Pressefotografie und auch in der modernen Stockfotografie. (Oh, da ist eine freundliche Frau! Oh, da wird Sport gemacht! Oh, da geht jemand ans Telefon!)

Überall dort, wo einfache Botschaften vermittelt werden sollen, kann die „Point and Click- Technik“ den Fotografen glücklich machen.

Problematisch ist dieses Vorgehen nur dann, wenn man eigentlich ein anderes Ergebnis erwartet. Ein Foto, dass mit der „Point and Click- Technik“ erstellt wurde, wird kaum eine Chance haben, gehaltvoll interpretiert zu werden.

Verdeutlichen möchte ich das mal an einem anderen Beispiel:

Ich laufe irgendwo in Indien durch eine Häusergasse und mir läuft eine Kuh über den Weg. Mein Foto von dieser Kuh wird höchstwahrscheinlich abwechselnd gestaltet sein, wenn ich in unterschiedlicher Art und Weise über diese Kuh denke bzw. etwas in ihr sehe.

Ich könnte sagen:

„Oh, eine Kuh!“

Ich könnte aber auch sagen:

„Oh, ein heiliger Gott erscheint mir in Form einer Kuh!“

Als reflektierter Fotograf würde ich mein Foto sicherlich versuchen entsprechend meiner Gedanken und meiner Empfindungen zu gestalten.

Oder noch ein – vielleicht lebensnaheres – Beispiel:

Wenn ich vor habe, einen Sonnenuntergang zu fotografieren, dann wird mein Foto höchstwahrscheinlich nicht viel mehr Aussage haben als:

„Oh, das ist aber ein schöner Sonnenuntergang!“

Natürlich sind Sonnenuntergangfotos toll und vom Lebenspartner wertgeschätztes Geburtstagsgeschenk.

Wünsche ich aber ein Foto mit einer umfassenderen Botschaft, so komme ich Wohl oder Übel nicht umhin, etwas ausführlicher an einem fotografischen Objekt zu arbeiten. Ich muss versuchen, etwas in diesem Objekt zu erkennen. Und wenn ich dieses Etwas darin erkannt habe – und nur dann – habe ich auch die Chance dieses Foto entsprechend zu gestalten.

Erwartet also von einem in der „Point and Click- Technik“ aufgenommenen Foto nicht, dass es in der Fotocommunity eures Vertrauens bedeutungsschwangere Kommentare generiert. Hochtrabende Kommentare zu meinem obigen Eichhörnchenfoto würde ich niemals dem Erfolg meines fotografischen Vorgehens zuschreiben. Vielmehr würde ich Einschleimversuche unterstellen oder eine beginnende Psychose diagnostizieren.

Euer fotografisches Vorgehen, euer Denken und Handeln bestimmen also maßgeblich das fotografische Ergebnis. Wendet die „Point and Click- Technik“ an, wenn ihr entsprechende Bilder wünscht. Erwartet dann aber nicht, dass die Betrachter darin etwas Besonderes erkennen.

Bildbearbeitung kann diese Arbeit an einem fotografischen Objekt kaum ersetzen. Einem Foto, dass mit der „Point and Click- Technik“ erstellt wurde, kann man nachträglich kaum noch dieses gewisse Etwas hinein shoppen. (shoppen = mit Photoshop bearbeitet)

Eichhörnchenfotos gibt es viele und für Euch wird dieses Foto keine weitere Bedeutung haben, außer in dem Zusammenhang mit diesem Artikel.

Schon in 5 Minuten werdet ihr es vergessen haben.

Anders wird es bei meinem Sohn sein. Der wird sicherlich noch in einiger Zeit bei dem Anblick des Fotos sagen:

„Da!!! Papa!!!“

Quiz zum Thema Hochzeit

Muss ich mir als Hochzeitsfotograf in Schleswig- Holstein Gedanken über meine Zukunft machen? In diesem Quiz zum Thema Hochzeit messt Ihr Euer Wissen um aktuelle statistische Fakten.

Ein Muss für Hochzeitsfotografen, nicht nur in Hamburg und Kiel. Ich habe leider nur mit 60% abgeschlossen! ;.(

Link zum Artikel: http://www.zeit.de/online/2009/22/quiz-hochzeit

Making of: Cinema

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So soll es am Ende aussehen, bis dahin ist es aber noch eine Menge Arbeit:

Eine erhellende Erkenntnis kommt mir bei einem Fototermin im örtlichen Kino.

Das Kino ist der lichttechnisch schwierigste Ort, an dem ich bisher fotografiert habe.

Probleme sind dazu da, gelöst zu werden.

I experience a moment of enlightenment during a photo session at the local cinema.

Photographically, the cinema is the most difficult location in which I have ever taken pictures.

But problems are there to be solved!

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Hier dominiert der Saal, aber nicht die Kundin.

Eine erste Bildidee verwerfen wir. Hier dominiert der Kinosaal und nicht die Kundin.

Ihr missfallen zudem die Farben in dem Saal, so dass wir in einen kleineren Saal wechseln.

Die Probeaufnahmen sind zudem eindeutig. In diesem Kino muss mit Kunstlicht fotografiert werden.

Wir drehten die Bildidee um: Die Kundin kommt in den Vordergrund, die Bestuhlung in den Hintergrund.

Here the cinema hall and not the client dominate the picture.

Additionally the client is not happy with the colours of the hall, so we decide to change rooms and make use of a smaller space.

One thing the sample pictures unmistakably show us is that this cinema requires artificial lighting to be used.

Consequently, we turn the picture around: the client is placed in the foreground, whereas the seating fades into the background.

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Die Kundin ist im Vordergrund, die Bestuhlung im Hintergrund, schon besser.

Um dem kleinen Saal eine gewisse Größe zuzusprechen, entschied ich mich, die Sessellehnen langsam hinter der Kundin verschwinden zu lassen.

Die Tiefenschärfe wird durch eine offene Blende auf ein Minimum reduziert, die Sessellehnen werden dadurch unscharf.

Die Beleuchtung der Bildidee ist problematisch:

Ein Kinosaal ist darauf ausgelegt, dass Licht nur auf der Leinwand wiedergegeben wird. Sowohl die Wände, die Decke und auch die Stühle haben Oberflächen, die das Licht eher schlucken, als reflektieren.

In order to create the impression of a sizeable room even in the smaller hall, I decide to let the armchair backrests disappear slowly behind the client.

The use of an open aperture reduces the depth of field to a minimum, which means that the backrests of the armchairs are not in focus.

The lighting of this set up is problematic:

a cinema is designed to render light exclusively on the screen. The walls, ceiling and chairs all have surfaces that absorb the light rather than reflecting it, …

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Wir arbeiten uns an ein optimales Foto heran. Die Ausleuchtung ist schwierig.

Folgende Probleme ergeben sich daraus:

• Indirektes Blitzen ist kaum möglich, da Licht nicht richtig reflektiert wird.
• Es ist weniger Lichtenergie für das Erleuchten des Raumes vorhanden, als sie gewöhnlich vorhanden ist.

Ein Kinosaal wird normalerweise nicht nur von einer Lichtquelle erhellt. Wir entscheiden uns deshalb für den Einsatz von 2 Blitzen.

Ein Blitz soll vor allen Dingen die Kundin ausleuchten, der andere ist für die Sessellehnen zuständig.

Ein Canon 580er Blitz, der über einen Pocket Wizard gezündet wird, dient als Master (M), der 430er wird als Slave (S) ausgelöst.

Wir experimentieren mit der Position und der Einstellung der Blitze.

…which results in the following complications:

• The use of indirect flash is hardly possible because the light is not reflected correctly
• There is less light energy to illuminate the hall than would usually be available

A cinema is not normally illuminated from only one source of light, and we therefore decide to use two flashes.

The purpose of the first flash is primarily to illuminate the client, whereas the second is directed at the armchair backrests.

A Canon 580EX flash, which is triggered by a Pocket Wizard, serves as the Master (M), whereas the Canon 430EX is the Slave (S).

We experiment with the positioning and triggering of the flashes.

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Aua!!!

Frustrierend!

Die gemeinsame Auslösung beider Blitze funktioniert nicht zuverlässig. Ich vermute zunächst einen Defekt der Slave- Einheit. Die Ursache für die ausbleibende gemeinsame Zündung ist allerdings banal:

Die Einrichtung reflektiert nicht genügend Licht, um die weit auseinanderstehenden Blitze als Master & Slave Einheit gemeinsam auszulösen. Das Licht des Masters muss den Sensor des Slaves direkt treffen, damit dieser überhaupt auslöst.

Ich stelle den Slave zwei Reihen nach hinten und drehe ihn in Richtung Kundin und Master. Dies hat 3 entscheidende Vorteile:

1. Die Sessel bekommen durch den veränderten Einfallswinkel des Lichtes noch mehr Schatten und somit Struktur.
2. Die Haare der Kundin werden von hinten beleuchtet und der Kopf wirkt plastischer.
3. Der Blitz löst überhaupt als Slave aus, da er auf den Master gerichtet ist.


Frustrating!

Our attempts to jointly trigger the flashes are not reliable. I initially suspect that the Slave-unit is defective, however as it turns out the actual reason is banal:

The furnishing does not reflect enough light to be able to trigger the flashes, which are positioned at quite a distance from one another, at the same time. The light of the Master has to hit the sensor of the Slave directly, to be able to release at all.

I therefore place the Slave two rows further back and turn it to face the client and the Master. This has three crucial advantages:

1. The changed angle of incidence of the light results in more shadows being cast on the armchairs, which creates greater structure
2. The client’s hair is illuminated from behind which gives it a more plastic appearance
3. The Slave flash can be triggered because it is directed at the Master.

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Hier seht ihr den Lichtaufbau.

Ein Diffuser vor dem Master (M) erschwert wieder die Auslösung (3.) der Slave Einheit (S).

Die Master Einheit wird deshalb ohne Diffuser (4.) so positioniert, dass sie die Slave Einheit fast direkt ansteuert und die Kundin nur gering (1.) im äußeren Rand des Lichtkegels erleuchtet wird.

Das harte Licht im Gesicht der Kundin (2.) wird abschließend in der Postproduktion etwas weichgezeichnet.

Aufgrund der langen Wartezeit hätte ich meiner Kundin eigentlich eine große Tüte Popcorn ausgeben müssen.

Bei meinem nächsten Kinobesuch werde ich ihr wohl besser jeweils einen Pocket Wizard pro Blitz spendieren.

Using a diffuser with the Master (M) makes triggering (3.) the Salve unit (S) more difficult again.

The Master unit is therefore positioned without a diffuser (4.) in such a way that it falls more or less directly on the Slave and the client is only slightly illuminated (1.) by the outer edge of the light beam.

The hard light in the client’s face (2.) is later softened slightly during the postproduction process.

The whole process has been quite drawn out and time consuming – I should really have bought my client a big bag of popcorn as compensation!

But for my next trip to the cinema I think it would be better to treat her to a Pocket Wizard for each flash!

Thank you Ben and Babs for helping me out…