Leitfaden für den eigenverantwortlichen Verkauf von Fotos: 2. Informationsphase
Dies ist der 2. Teile eines Leitfadens für den eigenverantwortlichen Verkauf von Fotos. Einen Überblick findest Du hier.(<-Bitte diesen Link als zentralen Link für etwaige Verlinkungen nutzen) Ein Fotograf verkauft seine Fotos selber, kommen wir zur Informationsphase:
Wer nimmt da mit mir Kontakt auf?
Dies ist eine entscheidende Frage, mit der Du die Weichen für Dein weiteres Verhandeln stellen solltest. Ich unterscheide an dieser Stelle mal zwei Typen, die mit einem Fotografen direkt Kontakt aufnehmen: Die professionellen Abzocker und die ernsthaften, womöglich zukünftigen Kunden.
Dreistigkeit!
Diese unseriösen Anfragen von Abzockern werden immer dreister.Wenn man so in Fotoforen herumschaut, dann scheinen Grafikbüros gezielt mit Hilfe Ihrer Praktikanten Fotocommunities zu durchstreifen und bei einer Anfrage nichts zu bieten, noch nicht einmal ein Dankeschön. Das skurrilste Erlebnis, dass ich persönlich mal hatte, war eine Vertreterin eines schleswig-holsteinischen Kalenderverlages, die mit einer Flasche Rotwein zu mir nach Hause kam, um über eine Kalenderstrecke zu verhandeln. Der Rotwein war gut, ihr Angebot lächerlich.
Natürlich ist es eine persönliche Entscheidung, wie und unter welchen Bedingungen Du Dich verkaufen möchtest. Du solltest Dir bei einer solchen Anfrage darüber Gedanken machen, ob die eigenen Fotos vielleicht auf einem richtigen Markt bessere Bedingungen für einen Verkauf fänden, als jetzt in diesem persönlichen Kontakt. Mein Opa hat früher immer gesagt: „Das Geld kommt nicht zu einem, man kommt höchstens zu Geld.“ Und da ist etwas Wahres dran. Abzockern solltest Du nicht zuviel Aufmerksamkeit widmen.
Hier gebe ich Dir mal ein paar Hinweise an die Hand, die Dir helfen könnten, Abzocker schneller zu identifizieren:
- Unpersönliche, nicht gerade individuelle Anschreiben der Marke Serienbrief, können ein Hinweis auf professionelle Abzocker sein.
- Abzocker bleiben unkonkret in Ihrem Verwendungszweck. Sie klären Dich nicht richtig auf, wofür sie Dein Foto verwenden wollen.
- Abzocker geben nicht unbedingt einen Hinweis darauf, wie sie Dich gefunden haben. Gerade bei den professionellen Abzockern kann man davon ausgehen, dass die sehr systematisch das Netz durchsuchen und diese Professionalität nicht unbedingt preisgeben wollen. Sie können nicht genau erklären, warum Sie nun ausgerechnet auf Dich gestoßen sind. Stell einem potentiellen Abzocker einfach mal die Frage, wie er ausgerechnet Dich gefunden hat. Seine Antworten könnten ihn enttarnen.
- Abzocker nehmen gerne und viel, wollen aber nichts geben. Wenn überhaupt, dann stellen Sie Dir höchstens Ruhm und Ehre in Aussicht. Besonders hellhörig sollte man sein, wenn man von Profis kontaktiert wird: z.B. von einem Grafik- und Designbüro, das für einen Kunden ein Foto sucht, aber zufälligerweise kein Geld zur Verfügung gestellt bekommen hat.
Mit ernsthaften, womöglich zukünftigen Kunden solltest Du Dich natürlich intensiver auseinandersetzen. Solche Anfragen kannst Du wahrscheinlich an folgenden Merkmalen identifizieren:
- Die kennen Dich aus einem bestimmten Zusammenhang, bzw. wurden durch eine andere Person auf Dich aufmerksam.
- Der ernsthafte Kunde kann Dir relativ konkret erklären, welchen Verwendungszweck er für Dein Foto vorsieht.
- Er fragt Dich, was Du für die Verwendung Deines Fotos haben möchtest bzw. er bietet Dir gleich etwas Konkretes an. Und dieses Angebot lässt Dich nicht gleich ins Grübeln kommen.
- Der ernsthafte Kunde macht nicht gleich einen Rückzieher, wenn Du mit ihm das Verhandeln anfängst.
Ich würde immer dazu raten, nur mit ernsthaften Kundenanfragen eine Verhandlung zu beginnen. Verhandlungen mit Abzockern halte ich für Zeitverschwendung.
Recherchiere über Deinen potentiellen Kunden im Netz. Das Wissen um Deinen Kunden kann Dir unter Umständen auch eine Hilfe bei den Verhandlungen sein. Was für Ziele haben Deine Kunden? Wie können diese Ziele nur mit Deinem Foto am besten erreicht werden?
Was ist denn der konkrete Verwendungszweck?
Es gilt ganz konkrete Informationen einzuholen: Frag für welches Medium, in welcher Größe, in welcher Auflage, in welcher Region und für welchen Zeitraum Dein Foto genutzt werden soll. Je konkreter Du an dieser Stelle Deine Informationen einholst, desto leichter wirst Du verhandeln können. Desto mehr wirst Du Dich im weiteren Verlauf gegen einen Missbrauch Deiner Daten absichern können.
Und, hast Du auch schon mal Anfragen von Abzockern bekommen?
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2010/09/24 at 19:52
Nils
Hehe … kommt schon ungefähr hin. Hab ja schon einige Fotos über iStockphoto gekauft, aber das ist mein erstes einzelnes zu solche einem Preis und dann noch über Getty Images. Es gefällt mir wirklich ausnehmend gut.
Ja, mit Hochrechnen geht sicher noch etwas und meist stört eine etwas magere Auflösung über die gängigen Beamer auch nicht so extrem. Meiner Erfahrung nach ist es wichtiger, dass das Publikum den eigentlichen ‘Clou’ am Bild in Kombination mit dem Thema erkennen kann. Oder man setzt das Bild halt nicht formatfüllend ein.
2010/09/24 at 19:56
Olaf Bathke
lNils: Zum Hochrechnen gibt es Spezialsoftware, z.B. Photozoom. Die machen noch einen besseren Job.
2010/09/24 at 19:26
Nils
Witzig fast zeitgleich mit deiner Antwort kam nach Tagen nun auch die Antwort auf die Hundefotoanfrage. Das Ergebnis sehe ich für meine Zwecke mit leicht gemischten Gefühlen:
Angenehm, dass es mit der Honorarforderung bereits ab 5 EUR beginnt allerdings für 280 x 210 Pixel bei 72 dpi. Ich habe jetzt die 477 x 358 Pixel bei 72 dpi für 35 EUR gekauft. Hätte zwar gerne eine etwas bessere Auflösung gehabt, aber die 683 x 513 für 125 EUR oder sogar die Originalauflösung 2189 x 1642 Pixel mit 300 dpi für 325 EUR sind für meine Zwecke einfach zu viel.
Aber insgesamt lief es doch besser als ich dachte und ich freu mich jetzt schon auf die nächste Präsentation mit dem wirklich idealen Foto 🙂 !
PS: Ich habe in meinem vorherigen Post irgendwas mit dem Link verbaselt, vielleicht könntest du das noch korrigieren (habe am Ende ein > statt < gesetzt).
2010/09/24 at 19:31
Olaf Bathke
@Nils: Das ist bestimmt ein ähnlich tolles Gefühl, wenn man sich das erste Mal eine Version von Windows wirklich gekauft hat.. 😉 Vielleicht kannst Du mit Photoshop die Datei noch hochrechnen, meistens geht das noch ein bisschen…
2010/09/24 at 17:46
Latita
Ah verstehe. und bin auch etwas verwirrt, da ich dachte, dies sei ein neuer Artikel 🙂 Aber nun les ich mal weiter
2010/09/24 at 18:09
Nils
Ich kann die vertretenen Standpunkte sehr gut verstehe, da ich als Freiberufler zwar kein Fotograf bin, aber das Problem kenne, das gute Leistung vielfach nicht honoriert werden will.
Ich habe eine Frage von der anderen Seite. Als Trainer verwende ich gerne Fotos für meine Präsentationen. Da gibt es ja einerseits die Möglichkeit der relativ günstigen Royalty Free Onlinedienste oder Bilder von Flickr (natürlich bei entsprechender Freigabe und der Nennung des Urhebers). Aber gerade in den letzten Tagen liefen mir immer Mal wieder Fotos über den Weg, die ich gerne verwenden würde, die aber weder freigegeben sind noch für einen genannten Preis angeboten werden. Aber für ein in vielen Fällen nicht sehr häufig genutzte Präsentationsfolie kann ich natürlich nicht hunderte von EUR in Lizenzgebühren investieren.
Ich weiß nicht, ob das hier der richtige Ort für meine Frage ist, aber ich dachte es passt gerade gut und ich probier’s Mal: Mit welchem Preis kränkt man den Fotografen nicht, wenn es ‘nur’ um die Verwendung in einer Präsentationsfolie geht und was für eine Art ‘Lizenz’ benötigt man da?
Z.B. habe ich gerade dies Bild auf Flickr gefunden und das würde wunderbar statt eines anderen Bildes in eine meiner Präsentationen passen. Ich habe die mögliche Anfrage über Getty Images gestartet, aber da ich mir da in dem Auswahldschungel der Lizenzen recht verloren vorkam und das alles sehr professionell wirkt, wird wohl ein für meine Verhältnisse zu teueres Angebot herauskommen.
Außerdem frage ich mich, was ich in Bezug auf die Lizenz beachten muss, falls ich z.B. bei einer Präsentation gefilmt werde und über das Video das Bild zu sehen ist oder falls ich die Präsentation beispielsweise online zur Verfügung stelle.
Ich weiß – eine Menge Fragen auf einmal, aber vielleicht gibt es ja wenigstens einen Hinweis wo ich mich weiter informieren kann.
2010/09/24 at 19:07
Olaf Bathke
@Nils: Wenn ich mal so meine Suchanfragen durchsehe, dann weiß ich, dass einiger meiner Fotos auf irgendwelchen Präsentationen landen dürften. Ich freue mich schon auf den Tag, wo ich bei einer Präsenation über so ein Foto stolpere und den Vortragen mitten Vortrag darauf ansprechen kann. 😉 Scherz beiseite.
Das ist quasi ein freier Markt. Einfach mal anfragen und verhandeln. Gerade Präsentationen werden gut über Ministock abgedeckt. Solche tollen Fotos, wie das mit dem Hund hätten sicherlich einen höheren Wert, weil man es nicht mal so eben nachstellen kann. Wenn Du im Ministockbereich etwas findest, dann solltest Du günstiger dabei wegkommen. Es gibt auch Foren die Arbeiten unter Creativ Commens Nutzungen anbieten, die sich mit einer Namensnennung begnügen. Und wenn Du das Foto über Flickr kaufen willst, dann klck doch mal weiter: http://www.gettyimages.com/detail/104415125/flickr?esource=en-us_flickr_photo&language=en-us Vielleicht geht das…