Über die Un-Art des Übersehens!
Heute habe ich mich bei dem Blick in meinen Feedreader gefragt: „Fehlt es der Fotopresse eigentlich an neuen Themen?“
Im Internet, aber auch in den Printmedien, stolpere ich häufig über Wiederholungen in den Fachartikeln zu dem Thema Fotografie:
- Ach, schon wieder ein Artikel über das Blitzen mit kleiner Ausrüstung! Ich klicke schnell weiter!
- Noch eine Flickr Lieblingsfotosammlung? Die Fotos habe ich schon woanders gesehen!!
- Und diese Top10 der besten Fototipps aller Zeiten sind irgendwie auch abgegriffen!!!
Inhaltsarme Wiederholungen und Plagiate mag ich persönlich überhaupt nicht. Interessanterweise, produziere aber auch ich solche Wiederholungen in meinem Blog.
Warum?
- Ich habe den Anspruch zu informieren. Aus aller Welt erreichen mich täglich viele Neuigkeiten über die Fotografie. Nicht jeder Leser kennt alle diese Neuigkeiten.
- Ich nutze diese wiederholten Inhalte und ergänze sie möglichst durch eigene Meinungen, Sichtweisen und schaffe damit neue Inhalte.
Meine obige Frage ist vielleicht falsch gestellt. Ich muss nämlich unterscheiden zwischen Themen und Inhalten in der Fachpresse.
In der Fotografie hat sich trotz der Einläutung des digitalen Zeitalters grundlegend nicht viel verändert. Die Themen bleiben im Großen und Ganzen immer die gleichen. Nach wie vor funktioniert Fotografie immer noch auf die gute alte Art und Weise: Licht fällt durch Glas bzw. durch die Kamera und am Ende kommt dabei ein Foto herauskommt. Und das wird sich auch nicht so schnell ändern! Die Themen sind endlich, also werden sie sich wiederholen!
Es langweilen mich nicht die Themen in Artikeln zu dem Thema Fotografie, sondern häufig die konkreten Inhalte, die in bezug auf diese Themen produziert werden. Interessanterweise, finde ich die Kommentare oder Trackbacks unter diesen Artikeln oft interessanter, als den eigentlichen Artikel.
Der Grad von Kommerzialität einer Homepage ist nicht immer ausschlaggebend für gute Inhalte. Gerade im englischsprachigem Raum kann man beobachten, dass sich die großen Photo- Homepages regelmäßig von den kleineren, eigentlich interessanten, Blogs etwas abschauen. Und das meistens ohne Trackback. Ich mag die kleineren Blogs meist lieber, weil Sie ehrlich von der Fotografie berichten.
Das Thema Kunstlicht ist an sich spannend. Nur bin ich es zu lesen leid, dass man auch bei strahlendem Sonnenschein immer blitzen sollte. Einem Fotografen, der von seiner tatsächlichen Arbeit erzählt, dem könnte ich stundenlang zuhören. Schon x-mal wiedergekäute Inhalte langweilen mich sehr schnell. Mit den Jahren habe ich als bloggender Fotograf die Kunst des Übersehens immer weiter ausgebildet. Nennen wir es mal selektive Wahrnehmung.
Nein, der Fotowelt fehlt es nicht an neuen Themen. Der Fotowelt fehlt es häufig an spannenden bzw. neuen Inhalten, die Autoren zu diesen Themen produzieren. Das führt dazu, dass viele Sachen einfach nicht gelesen oder spärlich kommentiert werden. Schade um die Mühen, die sich Autoren mit solchen Inhalten machen.
Du gehörst zu den 10% der User im Internet, die in einem Blog, in einem Forum oder in einem Kommentar etwas über die Fotografie schreiben?
Du möchtest, dass Deine Mühen des Schreibens nicht umsonst sind, Du möchtest auch gelesen werden?
Dann habe ich ein paar einfache Hinweise für Dich:
- Schreib darüber, was Du persönlich herausgefunden hast.
- Schreib darüber, was Du erlebt hast.
- Schreib über Deine eigene Meinung.
- Schreib offen über das, was Dir in den Kopf kommt, wenn Du Dich mit einem bestimmten Inhalt beschäftigst.
- Schreib über das, was Du fühlst, wenn Du fotografieren gehst.
Technik ist schnell gelernt. Und die Technik ist nur Grundlage für etwas, was eigentlich spannend ist. Mir geht es um die Inhalte, die Menschen mit Ihrer Kamera erschaffen. Mir geht es um die Meinungen, Sichtweisen und Gefühlswelten von Menschen, die eine Kamera bedienen? Wie gehen sie vor, was geht Ihnen durch den Kopf?
Langweilt Dich dieser Artikel?
Pingback: Interessante Blogs im Internet… « debout – Fotografien
2010/06/11 at 23:28
Christoph
@ Einauge
Auch Praktikanten können gute Artikel schreiben, wenn sie entsprechend angeleitet werden. Da fehlt es leider häufig. Aber auch in Zeitschriften, wo ausgebildete Profis schreiben, fehlt mir die Leidenschaft enorm.
2010/06/10 at 20:01
Einauge
@Christoph: Was erwartest Du. wenn nur noch unbezahlte Praktikanten am Redaktionscomputer sitzen?
Leider hat sich unsere Gesellschaft in der Hinsicht verändert, dass sich alles irgendwie “rechnen” muss.
2010/06/10 at 13:34
Christoph
In keiner Weise! Sehr guter Artikel. der den Nagel auf den Kopf trifft! Ich finde zwar Wiederholungen an sich nicht weiter schlimm, auch inhaltliche Wiederholungen, was mich aber wirklich aufregt, ist eine lieblose Weise Inhalte und Themen zu bearbeiten.
Gerade im Moment teste ich eine Zeitschrift und der Testbericht wird vernichtend ausfallen, weil die Inhalte und die Themen völlig ohne Leidenschaft und persönlichen Bezug daher kommen, obwohl das Hauptthema ein sehr emotionales Thema ist.
Daher bin ich froh, wenn es Leute wie Dich gibt, die mit ihrer Persönlichkeit und ihren Erfahrungen ein Blog wie deines herstellen, in dem man ihre Leidenschaft für das Thema jedes Mal erfahren kann! Danke dafür!
2010/06/10 at 13:51
nobsta
Vielleicht fehlt noch der Hinweis, auch mal einen Beitrag nicht zu veröffentlichen bevor man die Leser langweilt. Aktuelles Beispiel: Lightroom 3 ist veröffentlicht. Viele Blogs melden dies, nur ganz wenige, die noch einen persönlichen Kommentar bzw. eine Erfahrung hinterlassen.
Für mich persönlich kann ich mich Ratze anschliessen: Eigentlich geht es um´s Fotografieren. Wenn andere die Ergebnisse dann noch gut finden, freut es einen natürlich, aber im Grunde geht es doch darum, daß man selbst zufrieden ist.
Pingback: Daniel Zimmermann
2010/06/10 at 07:37
Ratze
Mal abgesehen von meinen gelegentlichen Kommentaren hier oder bei Lens-flare schreibe ich nichts, wo zu auch? Ich will schließlich fotografieren und nicht schreiben. Das Fotografieren tue ich nur für mich, als meditativen Akt … so zu sagen, es entspannt mich und außerdem schärft es den Blick für die Umwelt, es macht sensibler für die unscheinbaren Dinge, die leicht übersehen werden.
Was ich in meinem Kopf abgeht wenn ich meine Kamera in der Hand halte? Kommt drauf an, wo ich grade bin und was ich mache. Wenn in der Natur bin, versuche ich die Stimmung auf den Chip zu bannen, die mich animiert hat das Foto zu machen. Wenn ich Street und People fotografiere möchte ich den Moment einfangen und festhalten, der so nie wieder kommen wird. Momente des Lebens halt.