Making of

Making of: Highlight

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highlights

“Es war nicht schwer, das gute Foto zu machen. Schwer war es nur, die Zeit zu überstehen, bis wieder ein solches gutes Foto entstehen konnte.”

Schwer, aber spannend, finde ich es, die Zeit zwischen den richtig guten Fotos auszuhalten. Und mit richtig guten Fotos, da meine ich jene Fotos, die man vielleicht 6-mal im Jahr macht. Also zeitlose, herrausragende Fotos, die auch noch nach Jahren begeistern, die einen als Fotografen definieren und auszeichnen.

Wie gehe ich mit dieser Spannung um?


Wir sprechen hier von Spannung und Spannung ist zunächst einmal nichts Schlechtes. Das weiß jeder Sportler, der seine Muskeln vor einem Einsatz dehnt und aufwärmt.

Wichtig ist, dass man diese Spannung aushält und optimal nutzt. Meine Spannung nutze ich für Antizipation.

Antizipation

Antizipation (einfacher ausgedrückt Voraussicht oder Vorwegnahme von Geschehnissen und Entwicklungen) ist eine Haltung, die sich bei einem guten Fotografen einstellen kann. Diese Haltung hat positive Auswirkungen:

Reaktionsvermögen

Antizipation stellt sicher, dass Unvorhergesehenes erkannt und in ein besonderes Foto transferiert werden kann. Durch Antizipation kann ich Besonderheiten im Geschehen frühzeitig erkennen und überhaupt darauf reagieren. Antizipation ist Garant für die optimale Verwertung der vorhandenen Informationen einer bestimmten fotografischen Situation. Nur wer weiß, was denn passieren könnte, hat die Möglichkeit für eine frühzeitige Beeinflussung bzw. Nutzung der fotografischen Bedingungen, hat die richtigen Ausrüstungsgegenstände parat und steht im richtigen Moment am richtigen Ort.

making of: highlight

Die Bedeutung von Antizipation wurde mir 2004 bewußt, als ich für eine Fotoreportage auf den Lofoten tourte.

Ich wachte am Bergfesttag in Eggum in einer dichten Nebelsuppe auf. (Auf dem Foto noch zu erkennen und zwar im hinteren rechten Bildbereich) Eigentlich wollte ich überhaupt nicht weiterziehen, da man kaum 5 Meter weit sehen konnte. Nun wußte ich aber, dass das Wetter auf den Lofoten sehr wechselhaft sein kann und wollte die möglichen fotografischen Chancen im Randbereich des Nebels nutzen. Auch im Randbereich wirkte das Licht eher unfotogen, so dass ich immer weiterfuhr. Die folgende Insel wollte ich eigentlich nicht umrunden. Ein minimaler Wolkenaufbruch ließ mich dann doch das Lenkrad nach Links einschlagen. Der fotografische Instinkt ließ mich zudem Gas geben. Es passierte irgendwie etwas Besonderes mit dem Licht. In einem Hafen konnte ich dann gerade noch rechtzeitig meine Kamera mit dem Teleobjektiv bestücken.

Wind kam auf und trieb offene Wolkendeckenstreifen über den Atlantik, direkt in Richtung der Nebeldecke gegenüber. Die offene Wolkendecke warf Streifen auf den Atlantik. Die Unterbelichtung war schnell eingestellt. Mein Einstellungsrad klickte 5-mal. Das Glitzern der Wasseroberfläche hätte ich mit Normalbelichtung nicht so gut definieren können.

Als dann die erste Lichtwelle die Nebelwolke auf der kleinen vorgelagerten Insel gegenüber erreichte, da hörte ich von links ein Motorboot näherkommen. Das Geräusch trieb eine Gruppe von Kormoranen in die Luft, die ich im Sucher noch nicht bemerkt hatte.

Der Auslöseknopf wurde gedrückt und Bingo.

Eine Sekunde später tauchte das Motorboot im Bilde auf und die Lichtstreifen lösten sich in Nichts auf.

Die Bildbearbeitung beschränkte sich auf Kontrastveränderungen und eine Streckung des Histogramms in Richtung der hellen Bildpunkte.

Ich fasse mal zusammen:

  • Wäre ich morgens im Zelt geblieben, dann wäre ich angesichts der Nebelsuppe in Eggum noch nicht einmal auf so einem Foto abgelichtet.
  • Wäre ich bei dem Wolkenaufbruch nicht meinem fotografischen Instinkt gefolgt, so wäre ich kaum zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen.
  • Hätte ich mich auf den Belichtungsmesser meiner Kamera und der Normalbelichtung verlassen, dann hätte ich nicht dieses besondere Foto gemacht.

Die Spannung zwischen den besonderen Fotos ist es, die mich an der Fotografie reizt. Es ist die ewige Annährung an das besondere Foto.

  • Antizipation pflegt diese Spannung.
  • Antizipation treibt mich voran.
  • Antizipation offenbahrt mir Augenblicke, die ich noch nie gesehen.

Irgendwann kommt dann eine kurze Erlösung, die auch noch meinen Enkeln ein Strahlen ins Gesicht zaubern wird.




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