Making of: Heimathafen
Erster Weihnachtstag! Nach einer fetten Gans im Kreise der Familie treibt es uns zu später Stunde nach Hause. Der Weg an der Kieler Förde ist obligatorisch. Ganz am Ende staune ich nicht schlecht, ob der Lichterketten im unserem Kieler Marine Arsenal. Das Entfachen von Lichtern gehört nicht umsonst in den Dezember. Bedeuten die vielen kleinen brennenden Lichter schlicht und einfach Hoffnung. Hoffnung darauf, dass die dunkle Zeit bald vorbei ist. Lichter entfachen! Ein fotografisches Thema par excellence.
Wie Tannenbäume geschmückt liegen dutzende Militärschiffe auf Anker. Die Matrosen sind sicherlich zum großen Teil auf Heimaturlaub.
Eine Krönung aller Schiffe Außen vor: Die Gorch Fock liegt öffentlichkeitswirksam an der Mole. Ich musste mit meiner Familie nicht lange verhandeln, um mir vom Rest des Abends frei zu nehmen. So eine Chance bietet sich auch einem Fotografen aus Kiel nicht häufig.
Kiel hat nicht viele Symbole, Heimat zu vermitteln. Die Gorch Fock ist sicherlich eines der potenteren Symbole, die Segeln, Nationalstolz, Kieler Förde und Heimat in sich vereint. Ich kenne nicht viele gute Fotos von diesem Segelschiff. Die meisten Fotos zeigen das Schiff in vollen Segeln.
Heute ist alles anders, die Ruhe, die Pracht, die Tages- und Jahreszeit. Kein Zweifel, das fotografische Thema hat etwas mit Heimat zu tun.
Mein Telezoom versprach mir zunächst den besten Bildausschnitt. Ich lief an der Uferpromenade ein wenig hin und her. Ich probierte mich zugleich an einigen Einstellungen der Kamera.
Bei der Nachtfotografie ist einiges zu beachten.
Eine möglichst kleine Blendenöffnung ist in der Nachtfotografie Garant für tolle Spitzlichter. Die Architektur des Objektives ist entscheidend über die Qualität und das Aussehen der Spitzlichter.
Hier seht ihr mal den Unterschied von einer großen bzw. kleinen Blende.
Natürlich geht bei einer kleinen Blendenöffnung eine Menge Lichtenergie verloren. Die gilt es, entweder mit einer längeren Verschlusszeit oder einer Erhöhung der (ISO) Lichtempfindlichkeit zu kompensieren. Hier muss der beste Kompromiss gefunden werde. Das ideale Zusammenspiel von ISO Wert, Verschlusszeit und Bildrauschen lässt sich kaum in einer Tabelle zusammenzufassen. Hier gilt es in das Kameradisplay hineinzuzoomen und das Bildrauschen und den Detailverlust in Augenschein zu nehmen.
Kommen wir zur Komposition:
Ich probierte eine Einstellung von der Uferpromenade aus. Jedoch verwarf ich diese Einstellung wieder. Irgendetwas war mir nicht stimmig.
Tolle Idee ohne Bezug zum Thema
Ich wanderte ca. 100 Meter zurück und nahm die Straße mit in den Ausschnitt. So interessant die Idee von Autolichtern in einem Foto auch sein mag, so wenig hat es mit dem Thema Heimat zu tun.
Also weiter komponieren.
Ich schaute mir die Einstellung davor noch einmal an. Jetzt wurde mir bewusst, was nicht stimmig war. Der Winkel des Betrachters ist mir zu erhöht, das schafft wiederrum ein etwas distanziertes Verhältnis zum Segelschiff, was zudem etwas entrückt dar steht.
Wir nähern uns einem guten Foto
Ich stieg hinab an den Ministrand und verschob meine Kamera auf dem Dreibein bis kurz über den Boden.
Das Glück war in der Form von Niedrigwasser mit mir. Ich konnte noch ca. 100 Meter weiter am Ufer entlangwandern. Genug Platz für die ideal Einstellung.
Nun gilt es nur noch bei 30 Sekunden Belichtungszeit den idealen Wellengang abzuwarten. Nach ca. 30 Auslösungen war ich dann zufrieden.
Das zweite gute Foto der Serie
Mir gefällt dann auch noch die Aufnahme mit dem Weitwinkel so sehr, dass ich auch damit noch einige Aufnahmen mache.
Wie findest Du dieses Making Of?
2010/01/08 at 22:26
Stefan
Tolles Making-Of. Ich würde mich freuen, wenn du in Zukunft noch mehr bringst.
2010/01/07 at 09:38
Michael Anhaeuser
Ich kenn das… meine bessere Haelfte muss ja auch einiges mitmachen, aber manchmal gibts auch Grenzen, wo sich mir dann schonmal einen schiefen Blick zuwirft…. 😉
2010/01/07 at 09:46
Olaf Bathke
@Michael: Oh den Blick kenne ich auch, der ist aber dann manchmal auch notwendig 😉
2010/01/07 at 06:37
Michael Anhaeuser
Da hast Du ja ein paar richtig gute Treffer gelandet, auch das Making of ist gut geschrieben. Allerdings wuerde mich vielmehr ein “Making of” darueber interessieren wie Du denn deine Familie am ersten Weihnachtstag so schnell ueberzeugt hast um dich abzusetzen…lach
2010/01/07 at 09:14
Olaf Bathke
@Michael: Och, ich hab da so meine Möglichkeiten… 😉 Ne, mal im Ernst, wenn meine Familie bei dieser Art der Fotografie (Freelancesachen) nicht mitmachen würde, dann könnte ich den Kram einpacken. Da bin ich auch echt froh drüber, kannste Dir sicherlich vorstellen. Ich meine, nicht viele Lebenspartner würden mit einem für mehrere Wochen durch die Welt düsen und in einem VW Bus übernachten.
2010/01/06 at 21:09
Sam
Find das Foto und die Erklärung dazu super!
2010/01/06 at 21:06
Ronny
Das Making of ist gut erklärt und wie ich finde schön illustriert!
2010/01/06 at 19:59
Christoph
Dieses Jahr lag die Gorch Fock im Hafen 🙁
2010/01/06 at 17:24
Alexander Spanke
Gefällt mir sehr gut, ist doch immer wieder schön zu wissen, dass ein schönes Bild nicht mal eben so aus der Hüfte geschossen wird 🙂
2010/01/06 at 17:05
Christian Rohweder
Ich finde das Making of wieder sehr spannend und denkanstossend. 🙂